l06.05 ecotopia

georgien

der gröss­te teil der welt­be­völ­ke­rung führt ein urba­nes leben, das sie der natur ent­frem­det. welt­weit zei­gen for­schungs­er­geb­nis­se, dass rüch­sichts­los mit der umwelt umge­gan­gen wird. wir erhal­ten nach­rich­ten über den zustand der natur wie über das erge­hen eines ent­fern­ten und ver­ges­se­nen ver­wand­ten: die tem­pe­ra­tur der erde nimmt zu, das loch in der ozon­schicht wächst, die bio­di­ver­si­tät nimmt ab, der müll­berg wird immer höher. seit jahr­zehn­ten läu­ten wis­sen­schaf­ter, akti­vis­ten und grü­ne poli­ti­ker die not­glo­cke. im kau­ka­sus aber tre­ten fra­gen der umwelt und die dazu­ge­hö­ren­de bür­ger­ver­ant­wor­tung erst zögernd in die öffent­lich­keit. der schwie­ri­ge all­tag und der kampf ums über­le­ben über­schat­ten das enga­ge­ment in fra­gen umwelt­schutz und ökologie.

der kau­ka­sus ist eine gegend gröss­ter viel­falt an tier- und pflan­zen­sor­ten, an land­schaf­ten und öko­lo­gi­schen sys­te­me. die bewoh­ner des kau­ka­sus betrach­ten ihr bio­top wie eine art von eldo­ra­do, in dem man unbe­schränkt und ohne viel mühe ein paar mal pro jahr ern­ten kann, gross­zü­gig fischen und jagen kann, öl aus dem boden und dem meer zap­fen kann, den gan­zen tag was­ser aus dem hahn lau­fen las­sen kann, um eine melo­ne frisch­zu­hal­ten. in allen drei län­dern ist man stolz auf die fri­sche berg­luft und die male­ri­schen land­schaf­ten. nach der wen­de hät­te der kau­ka­sus sich über­haupt in ein öko­lo­gi­sches para­dies umwan­deln kön­nen, denn die indus­trie ist ver­stor­ben und die bau­ern ver­fü­gen nicht über das nöti­ge geld für dün­ger und pes­ti­zi­de. aus der kom­bi­na­ti­on eines gefüh­les des über­flus­ses und eines man­gels an infra­struk­tur ist eine gleich­gül­tig­keit gegen­über der natur ent­stan­den, die sich dar­in äus­sert, dass man den haus­müll direkt in den fluss wirft, gan­ze wäl­der abholzt, unbe­schränkt bedroh­te fisch- und tier­ar­ten jagt. 

das the­ma des pro­jekts eco­to­pia ist vor dem hin­ter­grund des gering aus­ge­präg­ten umwelt­be­wusst­seins und des star­ken natio­na­len fokus der bevöl­ke­rung sowie der bis­her unzu­rei­chen­den beach­tung des the­mas in kunst und öffent­lich­keit von bri­sanz und vita­ler bedeutung.