



In seiner künstlerischen Arbeit hat sich Reiner Matysik der »Erfindung neuer Lebensformen« verschrieben: Er verfolgt die Idee und Entwicklung einer utopischen Natur, indem er aus den Lebewesen unserer Welt grundlegend neuartige Organismen bildet. Dabei entstehen vor allem plastische Arbeiten und Modelle sowie auch Textarbeiten. Auf diese Weise fungiert sein Atelier als ein Labor, in dem er wie in einer biologischen Forschungsstätte arbeitet.
Im Rahmen seiner interdisziplinär ausgerichteten Arbeitsweise kopiert Reiner Matysik auch naturwissenschaftliche Arbeitsweisen. So hat er eine Forschungsreise nach Thailand unternommen, die das Buch Thailändisches Erbgut dokumentiert. Im dortigen Regenwald hat er sich auf die Suche nach der Rafflesia, der größten von der Natur hervorgebrachten Blüte der Pflanzenwelt, gemacht. Dabei hat er weitere Pflanzen aufgespürt und in Zeichnungen festgehalten, wobei allerdings ein ganz eigenes Interesse leitend war: nämlich das Studium neuer Oberflächen und Farben, Gerüche und Resonanzen. In der vorliegenden Publikation wird die Annäherung an die fremde Pflanzenwelt festgehalten – beobachtende und aufzeichnende Studien vorgestellt, die den Ergebnissen der künstlerischen Praxis, der Entwicklung neuer Organismen, vorausgehen. Neben den im Regenwald entstandenen Zeichnungen umfasst die Publikation eine Montage aus Videoaufnahmen sowie Zeichnungen der letzten 20 Jahre. Im Text Thailändisches Erbgut reflektiert Reiner Matysik seine künstlerische Arbeit.
Der Philosoph Burghart Schmidt ergänzt mit seinem Text Der Garten hält es nicht bei sich aus: Seine Paralyse? den künstlerischen Standpunkt. Er thematisiert die unterschiedlichen, seit jeher vorgenommenen gestalterischen Eingriffe des Menschen in die Natur. Als ehemaliger Mitarbeiter Ernst Blochs ist der Autor mit utopischem Denken in seinen vielfältigsten Formen aufs Engste vertraut, und die philosophischen Überlegungen treten in einen Dialog mit den künstlerischen Arbeiten, durchaus mit einem kritischen Ansatz.
Reihe anderswo, Band 2
Mit einem Text von Burghart Schmidt: Der Garten hält es nicht bei sich aus: Seine Paralyse?
Gestaltung: Cornelia Wruck
Übersetzung: Stefanie Lotz
96 Seiten, zahlreiche, teils farbige Abbildungen, br., 20 × 14 cm, dt./engl.
ISBN 3–936826-11–0
© 2003 gutleut verlag